
"Jurij Vasiljevs Training erfordert Mut. Den Mut die ununterbrochene Bewegung in Gedanken, Emotionen, Körper und Phantasie zuzulassen und ihr zu vertrauen, ohne jeden Sicherheitsanker. Damit ist es fokussiert auf den Punkt, an dem Schauspielerei beginnt. Immer schöpfend aus dem konkreten Moment, immer in zielgerichtetem Kontakt mit Partner und Publikum. Hörbar werden persönliche, durchlässige, facettenreiche und tragfähige Stimmen; Schauspieler, die sich mitteilen, statt lediglich etwas vorzuspielen."
Prof. Christiane Höfler, HMT Leipzig
Wer in das Körper-Stimm-Training von Jurij Vasiljev einsteigt, bekommt viel zu tun, denn hier beschäftigen sich die Teilnehmer nicht nur mit Sprechen und Stimme, sondern auch mit Bewegung und Handlung. Ab sofort darf man sich mit der Frage auseinandersetzen: Wann beginnt eine Bewegung Handlung zu sein? Was muss man investieren, damit jede Bewegung Sinn und Ausdruck hat und Körper und Stimme zusammen arbeiten?
Wenn ein kleines Kind mit ausgestreckten Armen auf einen Ball zu rennt, so schnell es eben kann, dann sind seine Empfindungen ganz vom Moment eingenommen: da ist der Ball, da ist das Laufen, das sind Freude, Lust und Leichtigkeit. Wir Erwachsenen begnügen uns damit drei große Schritte zu tun und uns nach dem Ball zu bücken. Die Freude am Spiel lebt vielleicht noch irgendwo in unserer Brust. Die Lust ist gedeckelt. Die Leichtigkeit ist ganz verschwunden.
Man kommt da wieder hin! Das Training von Jurij Vasiljev gibt uns Gelegenheit dazu. Dabei dienen uns unsere Empfindungen methodisch als Schlüssel. Wir empfinden mit unseren Sinnen: die Temperatur auf unserer Haut, Farben, Geräusche usw. Diese Empfindungen liefern uns Informationen über unsere Umgebung. Dann haben wir auch Empfindungen aus unserem psychischen Erleben – unsere Gefühle. Sie erzählen uns etwas über unser subjektives Verhältnis zu unserer Umgebung und bestimmen unser Denken und Verhalten mit. Empfindungen entstehen entweder unmittelbar – im Kontakt zur Umwelt – oder kommen aus unserer Vorstellungskraft, dann verbinden wir die aktuelle Situation mit einer Erinnerung.
Jurij Vasiljev arbeitet zudem mit Begriffen von Empfindungen, anhand derer der Schauspieler Gesetzmäßigkeiten von Ausdruck studieren kann. Diese „professionellen Empfindungen“ führt Jurij Vasiljev als Prinzipien in sein Training ein. Auf ihnen baut er seine Methode auf. Fünf grundlegende Prinzipien sind dabei: Die Empfindung der Vertikalen; Die Empfindung des Balancierens; Das innere Sprechen; Das Empfinden des Partners; Die Empfindung von Resonanz.
Jurij Vasiljev will uns hierhin führen: ins Handeln auf der Bühne, insbesondere beim Sprechen auf der Bühne. Das Handeln auf der Bühne ist letztlich die Basis für die Ausbildung von Stimme und Bühnensprechen bei Jurij Vasiljev. Von Anfang an soll der Schüler das Sprechen auf der Bühne als eine Tätigkeit begreifen, die mit Bewegung, Empfindung, Vorstellungskraft und Zusammenspiel mit dem Partner und dem Bühnenraum verbunden ist. Wenn der Schauspieler physisch und psychisch an allem, was sich im Bühnenraum abspielt, angebunden ist und fähig ist sich darin frei zu bewegen, dann wird sein Handeln glaubwürdig sein und sein sprecherischer Ausdruck stark.