Kristin Linklater (*1936, †5.6.2020)

„Wir haben die beste Sprechlehrerin von uns allen verloren. Ganz gleich, wie interessant und originell wir alle waren, Kristin Linklater stand hoch über uns. Offenheit für Menschen, außergewöhnlicher Geist und Temperament, Weiblichkeit und eine verrückte Liebe zum Theater – das ist unsere Kristin.“

Jurij Vasiljev

Eine große Lehrerin schauspielerischen Sprechens ist gegangen. Kristin Linklaters bewegtes Theaterleben war von Anfang an begleitet von der Suche nach den Möglichkeiten einer authentischen schauspielerischen Stimme. Diese Suche vollendete sich in  einer Lehrmethode, in der sie schließlich auch Lehrer auszubilden begann. So verbreitete sich ihre Methode und wurde zu einem festen Bestandteil von Schauspielausbildungen auf der ganzen Welt. Kristin Linklater hat eine ganze Generation von Schauspielerin geprägt. Sie wird fehlen.

Bewegte Theaterjahre

Kristin Linklater, geboren in Edinburgh wuchs auf den schottischen Orkney-Inseln auf. Sie studierte Schauspiel an der London Academy of Music and Dramatic Art. In den 1960er Jahren zog sie in die USA und arbeitete mit dem Guthrie Theater Minnesota, und dem Stratford Shakespeare Festival in Ontario. Sie arbeitete als Stimmlehrerin für Schauspielkompanien, die unter anderem von Robert Whitehead, Harold Clurman, Elia Kazan und Joseph Chaikin geleitet wurden und  im Graduate Theatre Program der New York University. Sie wurde Gründungsmitglied der Theatergruppe Shakespeare & Company und Leiterin des Schauspielprogramms am Emerson College. Während ihrer Zeit am Emerson College leitete Linklater zusammen mit der Harvard-Psychologin Carol Gilligan eine Gruppe namens Company of Women, die Shakespeare aus weiblicher Sicht erforschte.

Die Stimme des Individuums

Mitte der 1990er Jahre verlegte sie ihre Arbeit mehr und mehr darauf, ihre eigene Lehrmethode für das schauspielerische Sprechen zu entwickeln. Ihr künstlerisches Ziel war hierbei, dem Schauspieler die natürliche und individuelle Funktion des Stimmmechanismus zu ermöglichen, anstatt, wie bis dato häufig üblich,  dem Stimmapparat einen allgemeinen, vermeintlichen Idealklang der Stimme überzustülpen.

Weltweites Wirken

Im Jahr 2013 eröffnete Linklater in Quoyloo, Orkney, Schottland, ein eigens dafür errichtetes Ausbildungszentrum. Hier bildete sie nun auch Lehrer aus, die die Linklater-Methode in die Schauspielschulen trugen. Ihre Bücher „Freeing the Natural Voice: Imagery and Art in the Practice of Voice and Language“ und „Freeing Shakespeare’s Voice: The Actor’s Guide to Talking the Text“ machten die Methode einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Linklater leitete persönlich Workshops  in den USA, in Deutschland, Russland, Polen, Italien, Belgien, Australien, Finnland, Schweden, Dänemark, Groß-Britannien, Mexiko, Taiwan, Shanghai, Norwegen, Lettland und Litauen.  Unter ihren Schülern finden sich klingende Namen wie Sir Patrick Stewart, Donald Sutherland,  Bill Murray, Angela Bassett, Courtney Vance, Sigourney Weaver, Sam Rockwell und Bernadette Peters.

Sie ist am 5.Juni 2020 im Alter von 84 Jahren gestorben.

Foto: Chris Werb (mit freundlicher Genehmigung von Linklater Voice Centre)